Die Nabelschnur zu durchtrennen, ist für viele Eltern ein emotionaler Moment kurz nach der Geburt ihres Kindes. Über neun Monate lang hat sie das heranwachsende Baby im Mutterleib mit der Plazenta und damit mit dem Kreislauf der Mutter verbunden. Mit dem Abnabeln wird diese Verbindung durchtrennt. Der Übergang vom Verbundensein mit der Mutter zum eigenständigen Kreislauf des Kindes außerhalb des Mutterleibs vollzieht sich natürlicherweise nicht abrupt. In der Regel dauert es drei bis 30 Minuten, bis sich die Nabelschnur von innen verschließt, weiß färbt und das Pulsieren endet.
Die Hebamme nabelt ab, indem sie die Nabelschnur nach der Geburt abklemmt und anschließend mit einer Schere durchschneidet. Das Durchtrennen übernimmt häufig auch ein Elternteil des Kindes. Der am Baby verbleibende Nabelschnurrest fällt in den ersten drei bis zehn Tagen ab. Der Bauchnabel erinnert ein Leben lang an die Verbindung mit der Mutter.
Frühestens eine Minute nach Geburt des Babys abnabeln
Die 2021 veröffentlichte S3-Leitlinie zur vaginalen Geburt am Termin empfiehlt kein sofortiges Abklemmen der Nabelschnur unmittelbar nachdem das Baby geboren wurde:
Die Nabelschnur soll nach der Verabreichung von Oxytocin abgeklemmt und durchtrennt werden. Die Nabelschnur soll nicht früher als 1 Minute nach der Geburt des Neugeborenen abgeklemmt werden, es sei denn, es besteht die Annahme einer Verletzung der Nabelschnur oder das Neugeborene zeigt eine Herzfrequenz von unter 60 Schläge / Minute ohne ansteigende Tendenz.
S3-Leitlinie “Vaginale Geburt am Termin”, Empfehlung 9.10
Die nächste Empfehlung (Nr. 9.11) der Leitlinie ist besonders wichtig für alle, die ihr Baby erst später als die üblichen ein bis fünf Minuten abgenabelt haben wollen:
Die Nabelschnur sollte vor Ablauf von 5 Minuten nach der Geburt des Neugeborenen abgeklemmt und durchtrennt werden. Entscheidet die Frau, dass die Nabelschnur erst nach Ablauf von mehr als 5 Minuten nach der Geburt abgeklemmt wird, dann sollte dieser Wunsch respektiert werden und die Frau entsprechend ihrer Entscheidung unterstützt werden.
S3-Leitlinie “Vaginale Geburt am Termin”, Empfehlung 9.11
Unsere Empfehlung: Wünscht die Gebärende, dass ihr Kind erst später abgenabelt wird, z.B. nach dem ersten Atemzug oder wenn sich die Nabelschnur weiß färbt (#whaitForWhite), sollte sie dies schon im Anmeldegespräch in der Klinik sagen und in einem schriftlichen Geburtsplan/einer Geburtserklärung festhalten.