Hinweise auf maßgebliche Verletzungen durch Dammschnitte verdichten sich.
Dr. Katharina Hartmann von unserem Wissenschaftsressort und der Internationalen Netzwerkarbeit, wirft in einem lesenswerten Artikel kritische Fragen zur nach wie vor gängigen Praxis des medio-lateralen Dammschnitts (Episiotomie) bei Geburten auf. Der Artikel erschien in der Ausgabe 05/2022 von „Obstetrica“, der Zeitschrift des Schweizerischen Hebammenverbandes.
Wir stellen die wichtigsten Fragen vor. Der Artikel und die vielen Erläuterungen zum Thema sind frei zugänglich.
- Was geschieht, wenn junge Mädchen (und Jungen) nicht mehr mit der Vorstellung aufwachsen, dass das weibliche Geschlechtsorgan im Grunde nur aus einem «Loch» (maximal als Muskelschlauch dargestellt) besteht?
- Was, wenn die Episiotomie eben keine Durchtrittshilfe ist, sondern eine wesentliche, absichtsvolle Verletzung, die die weiblichen Sexualorgane massgeblich und langfristig beschädigt?
- Was, wenn die Frau nicht nur möglichst «Damm intakt» aus der Geburt hervorgehen sollte, sondern die klitoridalen Schwellkörper gar eine wichtige Funktion unter der Geburt erfüllen?
- Im Sinne der Frauen und Kindergesundheit wäre dringend notwendig, ähnlich wie bei Kaiserschnitten, auch hier die Frage zu stellen, was bei nachfolgenden Geburten passiert, wenn das Gewebe einmal geschnitten wurde?
- Was wird es für künftige klinische Praktiken bedeuten, wenn weibliche reproduktive Anatomie, korrekt abgebildet (!), endlich einen selbstverständlichen Platz in der Ausbildung medizinischer und vor allem geburtshilflicher Professionen haben wird?
- Werden wir das Erleben, die subjektive Gesundheitseinschätzung und auch die sexuelle Integrität jeder einzelnen Frau endlich ernstnehmen? Oder bleibt es für die jährlich 100 000, durch einen Dammschnitt genitalverletzten Frauen in den deutschsprachigen Ländern Europas (Anmerkung: in Deutschland, Österreich, Schweiz) bei der Einordnung des Dammschnitts als «Hilfe»?
Bonn, 04. Mai 2022
Ansprechpartnerin
Katharina Desery
Vorstand und Pressesprecherin
Tel.: 0163/ 7274735
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