Bonding nach Kaiserschnitt

Bonding (Haut-an-Haut-Kontakt) gleich nach der Geburt unterstützt die Bindung und das Stillen. Es fördert die Ausschüttung von Oxytocin, stabilisiert die Temperatur deines Babys und reduziert Stress. Dies ist auch nach einem Kaiserschnitt möglich.

Die Leitlinie empfiehlt Bonding nach Sectio

Sofern bei der Gebärenden oder dem Kind/den Kindern kein Notfall vorliegt, empfehlen die Autor:innen der Leitlinie „Die Sectio caesarea“ das Bonding noch im OP zu beginnen. Dies ist leider nicht in jeder Geburtsklinik der Standard. Bei einer Leitlinie gilt leider nicht „Kenne deine Rechte“, denn sie ist „nur“ eine Empfehlung. Aber als solche sehr ernst zu nehmen! Du kannst also durchaus darauf verweisen, wenn du deine Wünsche für die Geburt in der Klinik besprichst!

Tipps dazu findest du am Ende dieses Beitrags!

Was steht in der Leitlinie zum Bonding nach Kaiserschnitt?

Wir beziehen uns in diesem Beitrag auf die medizinische S3-Leitlinie „Die Sectio caesarea“.

Empfehlung 8.6.1.1
Früher Haut-zu-Haut-Kontakt zwischen der Mutter und ihrem Baby soll gefördert und erleichtert werden, weil es die Wahrnehmung des Kindes verbessert und den Stress bei Mutter und Kind reduziert. Die mütterliche Kontaktaufnahme (Bindung) wird erleichtert und das Stillen gefördert.
Quelle: S3-Leitlinie Sectio caesarea
Empfehlung 8.6.1.2
Frauen, die eine Sectio hatten, sollen, bei gutem Zustand des Kindes, bereits im OP mit dem Bonding (Hautkontakt) beginnen.
Quelle: S3-Leitlinie Sectio caesarea
Grundlagen und Vorgehen

Bonding bezeichnet einen natürlichen Vorgang […], dessen Gelingen einen maßgeblichen Einfluss auf die Eltern-Kind-Interaktion und Regulation und nachfolgend auf die seelische und körperliche Gesundheit der Kinder und Familien hat.
Von daher ist eine professionelle Haltung aller Beteiligten in der Geburtshilfe, die Belange des Bondings berücksichtigt und fördert, grundsätzlich erforderlich.
Bonding ergibt sich bei seelisch gesunden Eltern und gesunden Neugeborenen instinktiv und wird allenfalls durch äußere Störung oder Ablenkung – wie es die Sectio unvermeidlich mit sich bringt – nachteilig beeinflusst. Im Falle von zusätzlichen elterlichen oder kindlichen Besonderheiten bedarf Bonding allerdings noch einer besonderen Förderung. Interventionsbedarf aufgrund physischer geburtshilflicher oder pädiatrischer Not ist prioritär, im Idealfall besteht bei den Handelnden jedoch zu jedem Zeitpunkt ein Bewusstsein der Folgen für das Bonding und entsprechende Rücksichtnahme.
Quelle: S3-Leitlinie Sectio caesarea, 8.6.1. Bonding bei der Sectio (Hervorhebungen: Mother Hood)

Bonding-Unterstützung nach einer Frühgeburt

Besonderheiten in Bezug auf das Gestationsalter

Je früher die Geburt erfolgt, umso wahrscheinlicher ist eine Störung des Bonding aus verschiedenen Gründen zu erwarten. Bereits die Frühgeburt selbst, sowie Angst und fehlende Balance der Eltern einerseits, Unreife und Hilfsbedarf der Kinder andererseits erschweren die natürliche Interaktion. Nach Stabilisierung der akuten Notsituation sind stützende Maßnahmen und besondere Beratung erforderlich, um einer Regulations- und Bindungsstörung vorzubeugen.
Quelle: S3-Leitlinie Sectio caesarea, 8.6.1. Bonding bei der Sectio (Hervorhebungen: Mother Hood)

Bonding-Unterstützung nach Sectio mit Vollnarkose

Bonding bei ITN

Wenn die werdende Mutter das Geborenwerden Ihres Kindes nicht bewusst miterleben kann stellt dies eine besondere Hürde in der Kontaktaufnahme mit ihrem Kind dar. Dem solle in der nachfolgenden Zeit Aufmerksamkeit geschenkt werden und Hilfestellungen durch Gespräche und z.B. bewusstem zusätzlichen Körperkontakt zwischen Mutter und Kind angeboten werden.
Quelle: S3-Leitlinie Sectio caesarea, 8.6.1. Bonding bei der Sectio (Hervorhebungen: Mother Hood)

Hinweis: Nach einer Sectio mit Vollnarkose kann auch eine andere Person, z.B. der Vater, das Haut-an-Haut-Bonding mit dem Neugeborenen übernehmen.

Tipps für dein Klinikgespräch

„Mein Kind wurde sofort weggenommen und kam dann gewaschen und im Handtuch zurück,“ so oder so ähnlich berichten uns Eltern von ihrer Kaiserschnittgeburt. Das Bonding „Haut-an-Haut“ hat viele Vorteile für Gebärende und Kind. Je früher es beginnt, desto besser.

Wenn du sichergehen möchtest, dass die Klinik dich beim Bonding nach dem Kaiserschnitt unterstützt, ist es wichtig schon vorher die Möglichkeiten besprechen.

  • Frage im Klinikgespräch, ob dort Bonding nach Kaiserschnitt möglich ist und wie das Bonding abläuft. Z.B. ob das Bonding noch im OP beginnt. (Stelle diese Fragen ruhig auch dann, wenn du eine vaginale Geburt planst. So bist du vorbereitet, wenn es doch zu einer Sectio kommt.)
  • Du kannst im Gespräch auf die Empfehlungen der Leitlinie „Die Sectio caesarea“ verweisen, um deinen Wunsch zu untermauern.
  • Es kann sich ggf. lohnen, wenn du dich auch in weiteren infrage kommenden Kliniken informierst.
  • In WHO/Unicef Babyfreundlich zertifizierten Geburtsstationen gehört Bonding nach Sectio zum Standard.

Mother Hood Guides zu Geburt und Wochenbett

Viele weitere Fragen für dein Klinikgespräch zum Kaiserschnitt findest du in unseren Guides zu Geburt und Wochenbett. Im Geburts-Guide gibt es ein ganzes Kapitel zum Kaiserschnitt. Du erfährst dort auch, was einen familienzentrierten Kaiserschnitt ausmacht. Im Wochenbett-Guide geht es in Kapitel 4 „Was passiert nach der Geburt?“ ebenfalls um die Zeit direkt nach der Sectio.

Unsere Guides sind ein kostenfreies Angebot für werdende Eltern. Sie eignen sich besonders für eine gemeinsame Vorbereitung mit der Geburts-Begleitperson.

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