Krankenhausreform: Eckpunkte verfehlen Ziel einer besseren Geburtshilfe

Die drängendsten Probleme werden die Eckpunkte nicht lösen. Wir fordern Konkretisierungen im nun zu erarbeitenden Gesetzentwurf.

Die drängendsten Probleme – überfüllte Kreißsäle, Gewalt in der Geburtshilfe und die Schließung von Geburtsstationen – werden die Eckpunkte nicht lösen. Elternvertretung fordert Konkretisierungen im nun zu erarbeitenden Gesetzentwurf.

Bonn, 13. Juli 2023. Aus Sicht der Elternorganisation Mother Hood e. V. müssen die am Montag vorgestellten Eckpunkte zur Krankenhausreform weiter konkretisiert werden, um eine bessere Behandlungsqualität in der Geburtshilfe zu ermöglichen. “Die klinische Geburtshilfe, von der jährlich immerhin fast 1,6 Millionen Menschen direkt betroffen sind, braucht eine Qualitätsoffensive und deutlich mehr Aufmerksamkeit in der Krankenhausplanung”, sagt Katharina Desery von Mother Hood e. V., der deutschlandweit größten Elternorganisation für eine bessere Geburtshilfe.

Die geplante Reform wird die unkontrollierten Schließungen von Geburtsstationen und die damit verbundenen gesundheitlichen Risiken für Mutter und Kind nicht aufhalten. Es fehlen Vorgaben für Entscheidungsprozesse bei Schließungen, die sich an den Bedarfen von Patientinnen und Patienten orientieren.

Die Eckpunkte berücksichtigen nicht die Besonderheit der geburtshilflichen Versorgung: Die klinische Geburtshilfe benötigt andere Voraussetzungen, als ein medizinischer Notfall oder eine planbare Operation. Nötig sind Strukturen, die die gesunden körperlichen Vorgänge bei einer Geburt (Physiologie) fördern und finanzielle Anreize für möglichst viele medizinische Eingriffe abschaffen.

Eine Geburtshilfe muss auch in den Level Ii-Krankenhäusern vorgesehen sein, um Wohnortnähe sicherzustellen. Level Ii-Krankenhäuser eignen sich sehr gut für die Begleitung von Schwangeren mit zu erwartender physiologischer Geburt. Hebammenbegleitung spielt dabei eine entscheidende Rolle. Sie zu fördern muss im Sinne einer frauzentrierten Versorgung mehr in den Fokus geraten, als bisher. Schwangere mit besonderen Bedarfen, wie eine ernste Erkrankung, eine drohende Frühgeburt oder ein krankes Baby, werden in spezialisierte Geburtszentren mit angebundener Kinderstation übergeleitet.

Fallzahlen dürfen in der Geburtshilfe kein entscheidendes Qualitätskriterium sein, da diese für die Bewertung von geburtshilflicher Qualität ungeeignet sind. “Je mehr, desto besser stimmt für die Geburtshilfe nicht”, fasst es Katharina Desery zusammen.

In die richtige Richtung gehen die Pläne zur Weiterentwicklung der Leistungsgruppen, mit denen die Bundesländer den Kliniken die Leistungsgruppen zuweisen. Eine Überarbeitung ist für die Geburtshilfe jedoch dringend nötig. Wir fordern hierfür, die paritätische Besetzung des Krankenhaus-Leistungsgruppen-Ausschusses um eine sachgerechte Patientenvertretung zu ergänzen, ähnlich der im Gemeinsamen Bundesausschuss und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nötig ist zudem die Einbindung der berufsständischen Vertretung der Hebammen.

Die aktuellen Qualitätskriterien müssen überarbeitet werden, damit sie patient:innenrelevante Endpunkte, wie zum Beispiel die Einhaltung medizinischer Leitlinien, berücksichtigen. “Eine frau- und familienzentrierte Geburtshilfe gehört als wichtiger Faktor der Gesundheitsprävention endlich in den Fokus aller gesundheitspolitischer Entscheidungen”, fordert Katharina Desery.