Stellungnahme

Folgen der Impfpflicht: Eltern fürchten noch mehr Versorgungsprobleme

Auch wir sehen die Gefahr von Versorgungsproblemen. In Deutschland herrscht seit Jahren ein massiver Personalmangel in der Geburtshilfe.

Bonn, 10. Februar 2022. Ab 16. März gilt für Beschäftigte im Gesundheitswesen eine gesetzliche Impfpflicht gegen Covid-19. Sie betrifft nicht nur Pflegekräfte, sondern auch Ärzt:innen und Hebammen.

In den vergangenen Wochen mehren sich Stimmen, die einen Kollaps der Versorgung von Schwangeren, Gebärenden und Wöchnerinnen vorhersagen. Sie begründen diese Entwicklung damit, dass viele Hebammen wegen der Impfpflicht ihren Beruf aufgeben würden.

Auch wir sehen die Gefahr von Versorgungsproblemen. In Deutschland herrscht seit Jahren ein massiver Personalmangel in der Geburtshilfe. Er hat vielfach erhebliche negative Auswirkungen auf die Gesundheit von Mutter und Kind. Darauf aufmerksam zu machen, gehört seit Vereinsgründung im März 2015 zu unseren wichtigsten Anliegen. Jede Hebamme, jede Kinderpflegefachkraft und jede Gynäkologin, die ihren Beruf aufgibt, hinterlässt eine spürbare Lücke in der Versorgungslandschaft.

Wenn nun die Impfpflicht für medizinische Berufe und Einrichtungen dazu führt, dass  noch mehr geburtshilfliches Fachpersonal fehlt, ist das ein großes Problem für Familien. Dann geht die Impfpflicht zu Lasten derjenigen, die als besonders schützenswert gelten.

Auf der anderen Seite kennen wir das insgesamt deutlich erhöhte gesundheitliche Risiko für eine Schwangere und ihr Ungeborenes, wenn die Mutter sich mit Covid-19 infiziert. Jede infizierte Schwangere auf der Intensivstation ist eine zu viel. Jedes Baby, welches wegen einer Covid-19 Erkrankung der Mutter zu früh auf die Welt kommt, wird unnötigen Gesundheitsgefahren ausgesetzt.

In diesem Spannungsfeld bewegen wir uns als Verein: zwischen den Gefahren einer weiter zunehmenden Unterversorgung und dem Risiko einer Infektion.

Impfpflicht ja oder nein – und was dann?

Eine politische Entscheidung für oder gegen eine Impflicht bringt in jedem Fall Folgen für Familien mit sich. Bisher ist für uns nicht erkennbar, dass beide Szenarien in der Versorgung von Schwangeren, Gebärenden und ihren Familien berücksichtigt werden und ob Vorkehrungen geplant sind, die Folgen abzufedern.

Wir fragen uns, welche Maßnahmen ergriffen werden, um Engpässe in allen Bereichen der geburtshilflichen ambulanten und klinischen Versorgung zu schließen oder zumindest auszugleichen. Wo erfahren werdende Eltern Unterstützung, zum Beispiel wenn sie keine Hebamme finden oder die Neugeborenen-Intensivstation wegen Personalmangels vorübergehend schließen muss? Aus der Erfahrung der vergangenen Jahre fürchten wir, dass es dafür keine Gegenmaßnahmen gibt.

Geburtshilfliche Angebote, ob Kreißsäle oder Hebammenleistungen, fallen einfach weg. Familien sind auf sich allein gestellt, müssen sich selbst um ihre Versorgung kümmern und bleiben mit den Folgen, die die Familien auf Jahre hin prägen werden, allein.

In den zwei Jahren der Corona-Pandemie hat sich die schwierige Lage in der Geburtshilfe weiter zugespitzt. Pandemiebedingte Verordnungen der Bundesländer und Regelungen der Kliniken, zum Beispiel zur Begleitung von Geburten oder Besuchen auf Geburtsstationen, sind uneinheitlich und werden wenig transparent umgesetzt. Für die Familien war und ist dieses Vorgehen schwer tragbar.

Wir fordern daher auf allen politischen Ebenen die Bedürfnisse und Belastungen von Familien endlich in den Fokus zu nehmen. Dazu gehört, Entscheidungen wie die Impfpflicht für Beschäftigte im Gesundheitswesen, auf ihre negativen Folgen für Familien zu prüfen und geeignete Maßnahmen der Unterstützung auf den Weg zu bringen.

Ansprechpartnerin

Katharina Desery
Vorstand und Pressesprecherin
Tel.: 0163/ 7274735
E-Mail: presse(at)mother-hood.de