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Geburtshilfliche Situation droht sich zu verschlechtern

Seit dem 5. September sind die neuen Vergütungsregelungen für freiberufliche Hebammen bekannt. Wir haben unsere wichtigsten Kritikpunkte in einer Stellungnahme zusammengefasst.

Elterninitiative Mother Hood warnt vor Folgen des Schiedsspruchs zwischen Hebammenverbänden und GKV-SV

Bonn, 28. September 2017. Am 05. September hat ein Schiedsspruch den Streit zwischen den Hebammenverbänden und dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV-SV) vorerst beigelegt. Im Kern ging es um neue Vergütungsregelungen für freiberuflich arbeitende Hebammen.

„Wir fürchten, dass sich durch die neuen Regelungen die Krise in der Geburtshilfe dramatisch verschärft“, sagt Katharina Desery, Vorstand von Mother Hood e.V. .

Ab dem 1. Januar 2018 dürfen freiberufliche Beleghebammen nur noch die Betreuung von zwei Frauen gleichzeitig abrechnen. Benötigt eine weitere Frau Hilfe, zum Beispiel weil sie mit Wehen oder Blutungen im Kreißsaal ankommt, muss innerhalb einer Stunde eine zusätzliche Hebamme aus der Rufbereitschaft geholt werden.

„Wir fordern schon seit langem einen verbindlichen Betreuungsschlüssel. Wieso dieser nur für Frauen gelten soll, die von freiberuflichen Hebammen betreut werden, ist nicht nachvollziehbar“, so Desery.

Viele freiberufliche Hebammen arbeiten wie ihre festangestellten Kolleginnen im Schichtdienst in der Klinik. In Bayern werden so ca. 60 Prozent der Geburten betreut, deutschlandweit durchschnittlich 20 Prozent.

Personalmangel führt neue Regelung ad absurdum

Die neue Regelung zur 2:1 Betreuung lässt unberücksichtigt, dass das Hinzurufen einer weiteren Hebamme aus personellen Gründen oft gar nicht möglich ist. Schon heute bleiben viele Stellen unbesetzt. Eine Hebamme betreut oft drei, vier oder mehr Frauen gleichzeitig.

Eine Umwandlung der Belegabteilungen in sogenannte Hauptabteilungen mit angestellten Hebammen ist für viele Kliniken u. a. wegen der zu niedrigen Fallpauschale für Geburten und der hohen Haftpflichtversicherung für Geburtshilfe finanziell nicht tragbar.

Vor allem kleinere Geburtsstationen in ländlichen Gebieten werden schließen, aber auch große Kliniken werden Schwierigkeiten haben, die Gebärenden zu betreuen.

Viele Kliniken sind bereits jetzt an ihrer Belastungsgrenze, sie werden die Geburten, die nun von Freiberuflerinnen nicht mehr betreut werden, nicht ohne weiteres auffangen können.

„Für Eltern wird es damit noch mehr zur Glückssache, ob sie während der Geburt ausreichend betreut sind“, befürchtet Desery.

Sinnvolles Konzept erforderlich

„Das System der Geburtshilfe hat sich jahrelang auf die Beleghebammen verlassen. Eine Neustrukturierung ist notwendig, doch ohne ein sinnvolles Konzept setzen Veränderungen die Gesundheit von Müttern und Kindern auf ́s Spiel. Das ist nicht akzeptabel.“

Wochenbettbetreuung neu geregelt

Immer weniger Frauen finden eine Hebamme für das Wochenbett. In den vergangenen Jahren wurden daher deutschlandweit Ambulanzen eingerichtet, die aber eher als Notlösung zu verstehen sind.

Die nun festgelegte Höhe der Vergütung der ambulanten Wochenbettbetreuung birgt die Gefahr, dass die aufsuchende Wochenbettbetreuung für die Hebammen unattraktiv wird. Der zeitlich viel höhere Aufwand des Hausbesuchs wird kaum vergütet.

„Als Elterninitiative fordern wir, dass die aufsuchende Wochenbettbetreuung
deutlich, auch finanziell, gefördert werden muss“, so Desery.

Ansprechpartnerin

Katharina Desery
Vorstand und Pressesprecherin
Tel.: 0163/ 7274735
E-Mail: presse(at)mother-hood.de